Start

05.März2015
Mit einem Tag Verspätung starten wir von Berlin.
Das Packen hat mal wieder länger gedauert als geplant. Um 18 Uhr am 5. März gehts endlich los. Auf unserer Fahrt nach Norden überqueren wir bereits zwei Breitgrade, den 53. und 54.
Gegen 22.30 Uhr erreichen wir in klarer Vollmondnacht Rügen.
Und richten unser erstes Nachtquartier gleich in der Nachbarschaft von Prora ein.
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1.Tag

06.März2015
Bevor es gegen 15 Uhr auf die Fähre von Sassnitz nach Trelleborg geht, schauen wir uns Prora, das wir in der Nacht schon ein wenig inspiziert haben, genauer an.
Jede Menge Bauarbeiten sind hier im Gange. Das Mammutprojekt der Nazis, in den 30ern als KdF-Bad für 20.000 Menschen errichtet, soll jetzt durch Luxus-Sanierung wiederbelebt werden.
Anschließend musste ich mir noch ein Bild von C.D.Friedrichs Blick auf die Kreidefelsen machen.
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2.Tag

07.März2015
Der 2. Tag ist ziemlich stürmisch.
Der weitere Weg führt über Ystad, den meisten als Wirkungsstätte von Kurt Wallander bekannt. Wir verkneifen uns eine Führung entlang der Originalschauplätze der Kriminalromane und machen einen kleinen Spaziergang durch das Zentrum, was am Samstagmorgen recht lebendig ist. Die Stadt ist voll und die Cafés auch.
Nur wenige Kilometer weiter bei Kåseberga befindet sich auf einer hohen Klippe eine Steinsetzung in Schiffsform. Die Ursprünge gehen bis 600 n.Chr. zurück. Allerdings wurde die Form später mehrfach verändert.
Der Ort ist klasse, ein bisschen wie Wales, aber da hier viele Dörfer so heißen als wären sie aus den Geschichten von Astrid Lindgren, ist klar wo wir sind.
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3.Tag

08.März2015
Weiter gehts nach Karlskrona.
War die Landschaft in Skåne (Schonen) noch vorwiegend durch
intensive Landwirtschaft geprägt, so tauchen jetzt immer mehr steinige Gebiete auf. Die Straße an der Küste entlang ist regelrecht in die Felsen gehauen.
Karlskrona liegt idyllisch auf einer Ansammlung von Inseln. Beeindruckend ist der im Zentrum gelegene Stortorget, was soviel heisst wie großer Platz. Und das ist er in der Tat. Gesäumt wird er von einer Reihe Italtien-beeinflusster Bauwerke wie die Fredrikskyrka. Die Santa Trinità dei Monti in Rom soll für die Fassade Vorbild gewesen sein.

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4.Tag

09.März2015
Heute haben wir bei Rainer übernachtet. Er wohnt in einem für Schweden typischen kleinen Häuschen mit Mansarddach südlich von Växjö. Die Räume sind klein, kaum mehr als 15 qm mit einer geringen Deckenhöhe. Außen ist es mit der landesweit üblichen rotbraunen Farbe gestrichen. Das Pigment, erzählt uns Rainer, ist ein Abfallprodukt aus dem Eisen- und Kupferabbau im Norden des Landes. Die älteren Häuser dieser Art sind in Vollholzbauweise errichtet, außen mit Brettern beplankt und innen mit großflächigen Tafeln, die dann tapeziert werden können. Die Holzhäuser sollten wenigsten von innen ein bisschen wie Steinhäuser aussehen.
7558-plog-1Erst die neueren Häuser sind Skelettbauten, selbst im Geschosswohnungsbau, wie wir in Växjö gesehen haben.

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Rainer war Mitbegründer des Kfz–Werkstattkollektivs in der Heidelberger Straße in Berlin. Vor 26 Jahren hat er sich das kleine Anwesen zusammen mit seiner Frau gekauft und schrittweise saniert. Auf meine Frage, ob er sich als Auswanderer oder Einwanderer fühle, antwortet er ausweichend. Eigentlich habe er sich in frühen Jahren ein Häuschen auf einer griechischen Insel oder Italien gewünscht, später sei er froh gewesen den Schritt nicht gewagt zu haben, denn er fühle sich im Norden wohler.

4. Tag

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Småland zeigt sich als äußerst steiniges Land. Man sieht vorwiegend Granit und Gneis, den die letzte Eiszeit zurückgelassen hat. Die Bauern müssen es hier recht schwer haben. Beeindruckend fand ich eine Mauer, die wohl von mehreren Generationen aufgeschichtet worden war, um ein Stück Land von Hindernissen zu befreien. Sie lief parallel zur Straße und hatte mindestens eine Breite von 4m.
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5.Tag

10.März2015
Am Morgen ist es bedeckt und unfreundlich. Wir starten in Richtung Jönköping, das am südlichen Ende des Vätternsee liegt. Auf unserem Weg sehen wir die ersten Schneereste, die wohl hier für diesen Winter die letzten sein werden. Auf einer Anhöhe westlich des Stadtzentrums liegt der Stadtpark, von wo wir uns die Stadt erst einmal von oben anschauen.
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Unser nächstes Ziel ist das Landesmuseum. Dort steht John Bauer im Mittelpunkt der Ausstellung, ein Maler aus der Zeit des Jugendstils. Dies ist nicht zu übersehen. Er hat die Bilder der Sagen- und Märchenwelt Schwedens maßgeblich geprägt, was aber nicht ganz mein Fall ist. Zu märchenhaft, zu kindlich.
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6.Tag

11.März2015
Jonköping ist eine bedeutende Stadt, denn hier wurde das Streicholz erfunden (so sagt man hier). Also auf ins Streichholzmuseum, wo man eine Menge über Sicherheitsstreichhölzer und Arbeitsbedingungen im 19. Jh. erfährt. Die Fabrik umfasst ein ganzes Areal, das heute so eine Art Kunstquartier ist. Es liegt direkt am Vätternsee, von diesem allerdings durch die Bahnlinie getrennt.
Die ganze Stadt wird leider durch die Gleisanlagen vom See fern-
gehalten, was ziemlich schade ist. Ein bisschen erinnert mich das an Bregenz.
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Zum Glück gibt es noch einen kleinen Innenstadtsee, dessen Ufer ganz neu mit einem Mix aus Bürogebäuden, Wohnungen und Flaniermeile bebaut ist. Hier genießen wir unseren Lunch wie viele junge Leute um uns herum, die irgendwie bestens in diese Neubauwelt hineinpassen. Sie sehen aus als seien sie direkt einem Modekatalog entsprungen, aber ziemlich uniform.
Am besten hat mir das alte Rathaus gefallen. Wie eine feine barocke, aber schmucklose Kommode steht es ein wenig verloren auf dem weiten Hovrättstorget.
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Wir fahren am späten Nachmittag noch ein Stück am Vätternsee entlang durch eine liebliche, leicht hügelige Landschaft mit Wald und Landwirtschaft, vielen Hecken und immer wieder Wacholder. Am Abend finden wir einen genialen Übernachtungsplatz direkt am See.
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7. Tag

12.März2015
Nach Begrüßung der Sonne geht es weiter nach Örebro, einer recht lebendigen Stadt an der Achse Oslo (300km) nach Stockholm (200km) gelegen. Örebro hat 750 Jahre Baugeschichte auf dem Buckel, was nicht zu übersehen ist.
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8.Tag

13.März2015
Am frühen Morgen erreichen wir Gyttorp, ein kleiner Ort in der Bergbauregion Mittelschwedens. Zufällig stoßen wir hier auf eine Siedlung von Ralph Erskine, die zwischen 1945 und 1955 erbaut wurde. Die Gyttorp-Siedlung, beauftragt durch die Nitroglycerin AB, war eines der frühen Werke von Erskine. Seine humane und soziale Interpretation der Moderne ist bereits hier zu sehen. Die Siedlung lebt von der Mischung verschiedener Gebäudetypen, Gebäudehöhen und Anordnungen. Besonders die Abwechslung der Gestaltung unterschiedlicher Details, lässt das Ensemble lebendig erscheinen. Die Strenge deutscher Siedlungen der 20er Jahre fehlt hier gänzlich. Mir macht es Spaß durch die Siedlung zu stöbern und werde erinnert an meine Hausarbeit über die Moderne Schwedens im Fach Baugeschichte.
Um 2000 herum wurde die Siedlung saniert. Leider gibt es bereits wieder viele Bauschäden, besonders an den Betonteilen, die vielleicht doch ein bisschen filigran gestaltet sind angesichts der strengen Witterung Schwedens.
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Weiter geht’s durch die endlosen Wälder Schwedens. Der Blick ist allerdings offen, da recht viele Flächen entlang der Straße vor nicht allzu langer Zeit kahlgeschlagen wurden.

9.Tag

14.März2015
Obwohl wir tagsüber schon manchmal 10 Grad erreichen, ist es nachts noch immer kalt und unter null. Manche Seen sind noch immer ganz zugefroren, manche tauen schon ein bisschen, je nach Strömung. Ich liebe diese Eisflächen, auch wenn sie mir unheimlich erscheinen, besonders weil sie Töne machen.
Zong, zoing, booong. Vergleichbar ist das mit einem herannahenden Düsenjäger oder einem grollenden Donner oder Erdbeben. Wenn unter dem Eis eine Welle entsteht, klopft sie beeindruckend von unten an. Am Älvsjön, ebenfalls zugefroren, überqueren wir den 60. Breitengrad.
7984-7810-eisIn Mora besuchen wir das Zorn-Museum. Anders Zorn war ein bekannter Maler aus Mora, dessen Aquarelle mir besonders gefallen haben. Vor allem die Wasser-Bilder. Ungefroren.
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10.Tag

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15.März2015
Heute war es endlich mal richtig kalt in der Nacht, -10 Grad. Die Scheiben vom Bully waren von innen komplett gefroren.  Die Nächte sind seit Tagen klar und wir haben einen herrlichen Sternenhimmel über uns. Ich bedauere es, mich mit den Sternen so wenig auszukennen. Und die Orientierung mit der Sternen App am Himmel ist auch nicht so einfach, vor allem wenn die Finger eisigkalt werden.
Der Winter muss hart und grau gewesen sein, so hören wir. Kein Wunder, dass jetzt bei herrlichem Sonnenschein alle draußen sind.
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11.Tag

16.März2015
Um Östersund ist die Landschaft wieder ein wenig mehr durch Landwirtschaft geprägt. Vor allem an den Rändern der unzähligen Seen sieht man zum Wasser hin abfallende Wiesen und auch Äcker. Die Erde ist ziemlich dunkel, fast schwarz, was auf fruchtbare Böden schließen lässt. Auch der Baumbestand ist wieder etwas abwechslungsreicher. Außer Fichten, Kiefern und Birken in den Wäldern sehen wir auch Espen (die im Übrigen ein sehr gutes Streichholz-Holz abgeben, so haben wir gelernt), Erlen und Ebereschen.
8093-AckerSeeVor unserer letzten Etappe zur Residency kaufen wir in Vilhelmina nochmal richtig ein, da wir nicht wirklich wissen, was Saxnäs an Einkaufsmöglichkeiten zu bieten hat. Unser Weg führt auch in einen Systembolaget, der staatliche Wein- und Spirituosenverkauf. Ich frage nach einem schwedischen Wein, werde aber mit großen verständnislosen Augen angeschaut. Stattdessen nehmen wir noch einen Cremant de Loire mit.
Auf der verbleibenden Strecke in die Berge verschwinden die letzten schneefreien Flecken. Auch die Straße hat eine geschlossene Schneedecke.
Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichen wir unser Ziel und sind überwältigt von unserer kleinen Unterkunft mit Atelier, von wo man einen herrlichen Blick auf den Kultsjön und die Berge hat.
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12.Tag

17.März2015
Wir lassen uns Zeit am ersten Morgen und richten uns erst einmal ein. Der Drucker wird aufgebaut und das erste Bild gedruckt.
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13.Tag

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18.März2015
Heute wollen wir Japan umrunden. Das ist eine langgezogene, schmale Insel in Japan-Form. Sie liegt nicht weit vom Ufer entfernt und lässt sich von unserem Quartier bequem zu Fuß erreichen. Das Eis ist gänzlich vom Schnee bedeckt und voller Schneescooter-Spuren, regelrechte
Autobahnen.
Zum Ufer hin gibt es oft Eisspalten, die aber meist wieder zugefroren sind. Hier haben sich durch die Ausdehnung der Eisplatte Risse gebildet und die Platten anschließend übereinander geschoben.
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14.Tag

8346-Stensjon-Winne19.März2015
Da unsere Residency quasi eine Insellage hat und wir umgeben sind von mehreren Seen, habe wir viel zu tun. Heute ist die Stensjön-Überquerung dran. Nicht so angenehm wie gestern, bläst uns heute ein scharfer Wind entgegen. Wir versuchen, uns abseits der Scooter-Spuren zu bewegen und müssen leider die Erfahrung machen, dass das Gehen im 50cm tiefen, unberührten Schnee etwas mühsam ist. Die Scooter sind also doch zu etwas gut. Wir folgen also weiter ihren Spuren und landen an der örtlich Tankstelle, die auch gleichzeitig die Nahversorgung mit Lebensmitteln in Saxnäs gewährleistet.
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15.Tag

20.März2015
Heute ist Tagundnachtgleiche.
Die Tage werden also ab nun länger sein als die Nächte, bis es dann gar keine Nacht mehr geben wird. Ich habe mir schon ausgerechnet, dass das ab dem 26. April in Berlevåg der Fall sein wird. Dann geht die Sonne zwar noch unter, aber es wird hell bleiben.
Bis dahin ist aber noch ein bisschen hin. In Saxnäs befinden wir uns kurz vor dem 65. Breitgrad, also nicht mehr weit bis zum Polarkreis, der auf 66° 33′ 55″ gelegene Breitenkreis.
Um eine kleine Vorstellung über unsere bisherige Reise zugeben, habe ich eine Karte mit dem Fahrtverlauf gezeichnet.
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16.Tag

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21.März2015
Viel gibt es nicht in Saxnäs. Etwa130 Einwohner, 2 Hotels, den Landhandel, das ist die Tankstelle mit Lebensmitteln, Post, Apotheke und Systembolaget-Lizenz. Man kann hier also alkoholhaltige Getränke bestellen. Dann gibt es noch ein Fiskecentrum, wo man Genehmigungen zum Fischen erhält, desweiteren eine Schule, eine Kirche und natürlich auch Ricklundgården. Das ist ein kleines Museum mit angeschlossener Künstlerresidenz, wo wir wohnen.
Auf dem Rückweg vom Einkaufen entdecken wir noch einen kleinen Laden mit Kunsthandwerk, Gestricktem, Geschnitztem, usw. Alles ganz schön, aber nichts was wir jetzt brauchen könnten. Bis Winfried ein Schild mit uns unbekanntem Hinweis entdeckt. Öring. Auf Nachfrage lässt sich das verbal nicht klären. Die freundliche Dame verschwindet kurzerhand und kehrt mit gefrorenen Fischen wieder. Genau das richtige für uns. Forelle, so entnehmen wir unserem Wörterbuch.
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17.Tag

22.März2015
Ein bisschen verwunderlich sind die beiden Hotels am Ort schon. Erst am Wochenende wird so richtig klar, dass es sich bei Saxnäs um einen Wintersportort handelt. Nach Skifahrern schauen wir uns aber vergeblich um. Hier wird ausschließlich dem Schneescootersport gefrönt. Die Hotels werben mit Sprüchen wie „Snöskoter sind Freiheit“ und den Eindruck haben wir auch. Die monströsen Geräte werden auf speziellen Anhängern von noch größeren Fahrzeugen in die Berge gekarrt, um hier der Freiheit gewahr zu werden.

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Scooter dienen allerdings auch als Familienfahrzeug, z.B. um die Kinder von der Schule abzuholen. Im Winter ist das eine geniale Abkürzung über den See.
Und Fahren würde ich mit so einem Ding schon auch gerne mal.
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18.Tag

23.März2015
Heute bin ich mit Annmarie verabredet, einer der guten Geister der Residency. Sie gewährt mir Zugang zum Museum, das im Winter geschlossen ist und erst Mitte Juni seine Türen für Besucher öffnet. Die Sommertouristen scheinen sich eher für Kunst zu interessieren.
Ich habe also das ganze Haus für mich und bin alleine mit Emma Ricklund. Das von Emma und Folke Ricklund in den 40er Jahren erbaute Haus ist heute Museum. Folke war Maler, Emma führte das Hotel Saxnäsgården. Das Haus wurde ganz nach ihren Vorstellungen im modernen Stil mit italienischen Anklängen erbaut. So ist auch ein großes Atelier Bestandteil des Hauses. Die Ricklunds zogen viele Künstler nach Saxnäs und bauten eine kleine Kunstsammlung auf mit Werken befreundeter Künstler. Einer der bekanntesten darunter ist Asger Jorn, ein Mitbegründer der CoBrA-Gruppe.
Emma führte auch nach deren Scheidung die Tradition des Hauses als Treffpunkt für bildende Künstler fort und verfügte eine Stiftung nach ihrem Tode. So kommt es, dass Winfried und ich diesen wunderbaren Ort genießen dürfen.
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19.Tag

24.März2015
Heute sind wir seit langem mal wieder mit dem Bully unterwegs und machen einen Ausflug nach Fatmomakke. Das ist ein Samendorf ca. 30 Kilometer von Saxnäs entfernt. Allerdings haben das Museum, die Führungen durchs Dorf, die Herbergen und alle Samen überhaupt Winterpause. Der enge Fußweg durchs Dorf wird allerdings ab und zu vom Schnee notdürftig befreit, so dass wir uns wenigstens bis zur Kirche durcharbeiten können.
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21.Tag

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26.März2015
Am Morgen bin ich mit Agneta und Sune zum Fischen verabredet. Sune holt mich am Ufer des Kultsjön mit seinem Schneescooter ab und wir brausen übers Eis zu dessen ausgelegten Netzen. Es ist kalt heute morgen und der Fahrtwind pfeift ganz schön eisig um die Nase. Jetzt weiß ich auch warum die Sportler unter den Scooterfahrern immer Helme tragen. Wir kommen nach kurzen 5 Minuten an der Stelle an, wo Agneta bereits angefangen hat, die ersten Löcher zu öffnen. Drei Löcher bilden immer einen Einheit. Vom mittleren Loch aus sind zwei Netze jeweils nach einer Seite zum anderen Loch gespannt. Diese Löcher sind viel kleiner. Sie dienen lediglich dazu das Netz zu spannen. Aus dem größeren Loch in der Mitte werden die Fische, die sich in den Netzen verfangen haben zappelnd herausgezogen. Es gibt eine klare und wortlose Aufgabenverteilung .Das Rausholen der Fische ist Agnetas Aufgabe. Das Öffnen und Schließen der Löcher Sunes. Auf diese Weise arbeiten wir uns an diesem Morgen an sieben Netzen entlang. Die Situation ist fast gespenstisch auf der diesigen, weiten und weißen Fläche des Sees. Am Ende haben wir etwas über 20 Fische, die meisten sind Saiblinge und eine Seeforelle ist dabei, und einer dessen Namen ich mir nicht merken konnte. Er sah ziemlich häßlich aus und hat mich an eine Trüsche erinnert.
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22.Tag

27.März2015
Es hat die ganze Nacht geschneit und auch am Tage rieselt es langsam weiter, sodass sich am Abend dann gut 30 cm Neuschnee angesammelt haben. Da wir morgen auch schon wieder aufbrechen müssen, nutzte ich den Tag, noch alle Steine zu fotografieren, die ich im Laufe der Spaziergänge aufgesammelt habe. Ich versuche mich an einigen Konstellationen, die sich irgendwo zwischen Kontinentaldrifttheorie und Skeletten von Wirbeltieren bewegen.
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23.Tag

28.März2015
Das Packen ist nicht gar so aufwändig wie in Berlin, aber dennoch dauert es so seine Zeit bis alles im Bully wieder seinen Platz gefunden hat. Wir verabschieden und von Saxnäs und den schwedischen Bergen bei klarem Sonne-Wolke-Wetter und genießen die Fahrt in Richtung norwegische Grenze.

24.Tag

29.März2015
Die letzte schwedische Stadt Tärnaby vor der norwegischen Grenze nutzen wir nochmals zum Einkaufen. Und wir sind nicht alleine. Es ist Sonntag und die Norweger nutzen den freien Tag zum Einkaufen in Schweden. Vieles ist billiger hier, vor allem frisches Obst und Gemüse, Milchprodukte und Fleisch und dann natürlich alkoholische Getränke. Daher staunen wir ein wenig als wir die Grenze erreichen. Es gibt dort keinerlei Zollstation aber nochmals einen Parkplatz mit einem zum Supermarkt umgebauten Bus.
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Wir lassen uns natürlich sofort hinreißen auch hier nochmals einzukaufen. Im Inneren ist es eng. Links und rechts Regale. Der brummende Motor lässt das Monstrum vibrierenden und sorgt dafür, dass die Koteletts und Schweinehaxen kühl bleiben.
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Wir kaufen nur Lakritz und reisen weiter, froh keine lästige Grenzkontrolle zu haben und dumme Fragen nach Alkohol beantworten zu müssen. Ein bisschen mehr als zulässig haben wir schon dabei und so originell sind unsere Verstecke auch wieder nicht.
Völlig entspannt geht’s also weiter bis nach ca. 10km eine leuchtend gelbe Dame mit Kelle uns winkt. Also doch. Sie stellt freundliche Fragen, wir quatschen ein wenig übers winterliche Norwegen und dass wir zum Fotografieren kommen, nicht zum Fischen. Am Ende will sie dann aber doch noch ins Auto schauen, die Kontrolle bleibt aber eher oberflächlich.

25.Tag

30.März2015
Die erste Stadt, die wir in Norwegen erreichen ist Mo i Rana. Eine ziemlich hässliche Stadt. Geprägt ist sie durch Schwerindustrie und Hüttenwerke mit den dazugehörigen Arbeitersiedlungen. In der Innenstadt wurde architektonisch alles probiert und dabei keine Scheußlichkeit ausgelassen.
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Zugegeben, das Wetter und die schmutzigen Reste von Schnee, die sich am Straßenrand türmten, waren dem Stadtbild nicht sehr zuträglich. Wenn dann im Sommer die Pflanzenrabatten grün und bunt sind, die Sonne scheint, dann mag das auch schon wieder ein bisschen anders aussehen. Allerdings wird ein wenig Straßengrün auch nichts daran ändern, dass man der Fußgängerzone durch den Bau verschiedener Einkaufszentren der Rest gegeben hat.
Kurz nach Mo i Rana überschreiten wir nun endlich die magische Linie, den Polarkreis bei 66° 33′ 55″ nördlicher Breite. In Norwegen ist das allerdings recht unspektakulär. Kein Hinweis, nichts. In Schweden wird das ganz anders zelebriert. Spektakulär ist allerdings die Tatsache, dass wir uns ganz unvermittelt wieder im tiefen Schnee befinden. Nachdem wir in Norwegen die Küste erreichten, hatte ich mich schon darauf eingestellt, mich mit den schwarzen tauenden Schneebergen arrangieren zu müssen.
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26.Tag

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31.März2015
Der Weg nach Narvik führt uns verschlungene Straßen entlang der Fjorde und immer wieder hinauf in die Berge zu eine der vielen Hochebenen. Die Vegetation dort oben ist meist recht spärlich, erst ins Tal hinabfahrend sieht man Birken, erst geduckt und nur allmählich höher werdend. Dazwischen gesellen sich vor allem Kiefern, die oftmals ganz eigenwillig südlichen Charakter haben. Nicht wie unsere brandenburger Kiefern. In den Bergen stehen sie oft allein, können durchaus einen beachtliche Höhe erreichen und haben einen starken Stamm und bizarren Wuchs. Die Kombination aus diesen mediterran anmutenden Kiefern und den nordischen Birken sieht verrückt aus. Je weiter wir uns wieder der Meereshöhe nähern, desto schlanker und spitzer werden die Kiefern wieder.
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27.Tag

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01.April2015
Narvik ist die Stadt der Eisenerze. Nicht, dass sie hier abgebaut werden, sie werden hier verladen. Die Erze kommen aus dem schwedischen Kiruna und werden mit der eigens dafür gebauten Ofotenbahn nach Narvik gebracht, wo man sie auf Schiffe verlädt. Mit dieser Bahn ist auch Narvik Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden. Um die reichen Erzvorkommen im Norden Schwedens überhaupt gewinnbringend abbauen zu können, mussten Transportwege her. Die Häfen am Bottnischen Meerbusen waren zu weit weg und im Winter nicht eisfrei.

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So haben wir es mit einer recht jungen Stadt zu tun, die sehr schön auf vielen Felsen am Ofotfjord gelegen ist. Die Hafenanlagen und Gleisbauten prägen das Stadtbild, sind allerdings auch im Rückbau begriffen, da vieles aus der Stadt ausverlagert wird. Jedenfalls ist die Nachfrage nach Eisenerz ungebremst, die Bahnstrecke wird weiter für höhere Lasten und längere Züge ausgebaut.

28.Tag

02.April2015
Es ist Ostern. Und in Norwegen ist ein Tag länger Ostern als bei uns. Es beginnt bereits am Gründonnerstag und ist hier das was bei uns Weihnachten ist, nämlich ein Familienfest. Alle treffen sich in einer Hütte auf dem Land, am besten im Schnee gelegen. Auf der Fahrt nach Tromsø stellen wir auch fest, dass die Parkplätze und Ausweichbuchten entlang der Straße voll mit Autos sind. Zu den Hütten selbst kommt man meist nur auf einem kleinen Trampelpfad oder mit dem im Anhänger mitgeführten Scooter.
In Tromsø angekommen, landen wir bei der Touristeninformation, die bestens auf herumirrende österliche Besucher vorbereitet ist und zwar mit langen Listen über Öffnungszeiten. Es haben hierzulande nämlich nicht nur die Geschäfte zu, sondern das gesamte öffentliche Leben liegt brach.
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Wir haben Glück und treffen auf ein nettes Café mit Kino, was heute geöffnet ist. Wir sind das dritte Mal in Tromsø und da wir bisher immer im Kino waren, setzen wir auch dieses Mal die Tradition fort.
Hinter dem Café kommt eine wunderbarer riesiger original Jugendstil-Kinosaal zum Vorschein. Super!

29.Tag

03.April2015
Wir machen eine kleine Stadtrundfahrt. Von unserem letzten Besuch im Sommer 2001 ist mir Tromsø als eine Art Idealstadt in Erinnerung geblieben. Der Traum eines jeden Stadtplaners. Ihm steht eine Insel zur Verfügung, auf der er/sie nach Gutdünken lockere Wohngebiete, verdichtete Innenstadtzentren, Einkaufsmöglichkeiten, Freizeiteinrichtungen, Industriegebiete und Hafengelände, Flughafen sowie einen Uni-Campus in einer Art Park verteilen kann. Wie Rosinen im Kuchen. Der Rand ist klar fixiert, das ist das Wasser.
Der besondere Clou ist, dass es sich bei dieser Insel um einen Berg handelt. Nicht sehr hoch, aber hoch genug, dass man sämtliche Schnellverbindungen zwischen den einzelnen Stadteilen in den Berg verlegen kann. Der Park oben bleibt also unberührt, quasi ein Paradies.
Um also zu überprüfen, ob meine idealen Vorstellungen von Tromsø auch nach 14 Jahren noch stimmen, machen wir diese Rundfahrt. Ein bisschen trübt sich mein Bild doch ein, da die Stadt in den vergangenen Jahren mächtig gewachsen ist und das zu Lasten des Parks geht, der sich ohnehin im winterlichen grau nicht gar so paradiesisch gibt.
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Ein Kleinod haben wir aber noch gefunden, die Tromsø Funstforening, den örtlichen Kunstverein mit einer erstklassigen Video-Ausstellung „Traveling Alone“ zum Thema Jugend und Erwachsenwerden.

30.Tag

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04.April2015
Entlang der Küste schlängeln wir uns weiter durch die nicht endende Bergwelt. Nach jeder Kurve vermute ich das Ende, aber es endet nicht. Im Gegenteil es tun sich immer neue Bergketten auf, mal ganz runde Kolosse wir Rücken von Walfischen dann wieder spitz. Mal zerklüftet, so dass sich ein fleckiges Bild aus Schneefeldern und blanken Felsen ergibt. Es begleiten uns vor allem Birken, hin und wieder Kiefern, seltener Fichten oder gar Lerchen. Es sind immer noch Bäume mit stattlicher Höhe von 8-10m. Am Fährhafen von Lyngseidet finde ich eine Steinwand, die mir die unterschiedlichen Gesteinssorten erklärt. Denn nichts fasziniert mich auf dieser Reise mehr als die Steine und Gebirgsformationen.
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31.Tag

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05.April2015
Wieder durchqueren wir Wahnsinnslandschaften. Völlig verschneite Hochebenen tauchen uns ins Weiß. Der Wind pfeift unerbittlich und lässt auf den Straßen immer wieder Schneewehen entstehen.
An den Zufahrten zu den Hochebenen stehen daher Schlagbäume. Wenn die Straße dicht ist, muss hinter dem Schneepflug Kolonne gefahren werden. Dafür gibt es Schilder mit Kolonnenzeiten. Weitere Schilder warnen vor Elchen, ziemlich präzise. 1-35 km, dann das nächste Schild 7 km. Bisher ist uns noch keiner über den Weg gelaufen. Schade, oder gut so.  Aber sehen würde ich schon noch gerne einen.
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32.Tag

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06.April2015
Wieder über eine Hochebene und wieder an einem Fjord entlang erreichen wir Vardø, die östlichste Stadt Norwegens, östlicher als Kirkenes. Vardø liegt auf einer Insel und ist nur über einen Tunnel zu erreichen und war lange Zeit ein Bollwerk gegen die Russen. Aber nicht nur gegen Russen musste man sich hier wehren, sondern auch gegen Hexen. Im 17.Jh. verzeichnet die Stadt mit 300 Einwohnern mehr als 100 Hexenprozesse mit 91 Schuldsprechungen.
Heute erinnert ein Denkmal an diese grausame Zeit. Das heißt, es sind gleich zwei Denkmale, denn man hatte sowohl Louise Bourgeois als auch den Architekten Peter Zumthor beauftragt.
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An die ortstypischen Stockfischgestelle angelehnt, hat Zumthor einen 120m langen beeindruckenden Korridor entworfen. Innen ganz in schwarz erinnert der Gang an die 91 Opfer.  Die Installation mit den Glühbirnen lässt mich zu sehr an Boltanski denken. Das zweite Bauwerk, ein schwarzer Glaskubus, ist Hülle für die Skulptur von Louise Bourgeois. Sehr imposant sind die großen ovalen Spiegel, alle auf den Scheiterhaufen gerichtet. Auch der Blick nach draußen durch das schwarze Glas gefiel mir. Von außen allerdings finden die beiden Bauwerke überhaupt nicht zueinander und warum es zwei Gedenkstätten sind hat sich mir ebenfalls nicht erschlossen. Schön ist, dass beide Gebäude tags und nachts, winters wie sommers offen sind.
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33.Tag

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07.April2015
Unser vorerst letzter Tag auf Reisen. Heute Abend wollen wir am Ziel sein.
Wir verlassen unseren schönen Übernachtungsplatz auf den Klippen und machen Stopp in Vadsø, dem Zentrum der Varanger Halbinsel. Hier gibt es alles, unter anderem auch eine funkelnagelneue Bibliothek. Wir stöbern ein wenig herum, schauen nach Fotobüchern und Zeitschriften. In Norwegen gibt es eine ungewöhnliche Vielfalt an Kunst- und Kulturzeitschriften .
Wir genießen mit Wehmut die letzte Etappe und erreichen am frühen Abend das mit Spannung erwartete Berlevåg.
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34.Tag

08.April2015
Für die nächsten 6 Wochen wird die Kvitbrakka mein Domizil sein. Kvitbrakka heißt so viel wie weiße Baracke, ist aber heute schwedenrot. Sie liegt mitten im Hafen von Berlevåg. Auf der einen Seite habe ich Blick zum Hurtigrutenterminal, auf er anderen schaue ich zum Fischereihafen. Die Hütte ist riesig, es hat Platz für drei Künstler, aber wahrscheinlich werde ich die sechs Wochen hier alleine verbringen. Im Moment verlaufe ich mich noch ständig. Die Baracke war ursprünglich Unterkunft für die Bauarbeiter, die in den 60er Jahren die Hafenmole errichtet haben. Berlevåg liegt im Gegensatz zu anderen Häfen direkt am offenen Meer und ist nicht durch vorgelagerte Inseln geschützt. So konnten bis zum Bau der Mole die Hurtigrutenschiffe, welche die Versorgung der Stadt gewährleisteten, nicht anlegen. Güter wie Passagiere mussten in Booten ausgeschifft werden.
Die Sicherung des Hafens durch die Mole war wohl eine der
schwierigsten Aufgaben der staatlichen Kystverket und deswegen für Berlevåg das identitätsstiftende Moment.

35. Tag

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09.April2015
Tetrapoden sind die Wahrzeichen der Stadt. Deshalb steht auch ein Exemplar monumentenhaft am Eingang der Stadt. Die in Beton gegossenen tetraederartigen Gebilde wurden zwar in Frankreich erfunden, aber hier haben sie die Existenzgrundlage der Bewohner gesichert. Nachdem der Hafen mehrmals bei heftigen Stürmen und 9m hohen Wellen weggespült wurde, hätte man schon beinahe aufgegeben. Erst die Tetrapoden haben Sicherheit gebracht.
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36.Tag

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10.April2015
Es gibt nicht nur einen Tetrapodenmonument, sondern auch einen Tetrapodenpfad. Beim Spaziergang entdecken wir den alten Steinbruch, wo man die Steine zum Bau der Mole gewonnen hat.
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37.Tag

11.April2015
Heute Morgen habe ich Winfried zum Flughafen gebracht. Berlevåg zählt zwar nur etwa 1000 Einwohner, hat aber fast alles was Berlin auch hat. Manches mehr, zum Beispiel einen Flughafen mit 7 Beschäftigten. Zweimal am Tag landet hier eine Maschine der Fluggesellschaft Wideroe. Einmal morgens und einmal abends, einmal von Westen und einmal von Osten.
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38. Tag

12.April2015
Die Kvitbrakka ist Teil des Museumsviertes. Auf meiner Landzunge befinden sich also noch das Hafenmuseum, eine Baracke mit einem alten Boot (wahrscheinlich das frühere Ausschiffungsboot, aber das muss ich noch erfragen), sowie einige weitere historische Hütten aus der Zeit des Molenbaus. Desweiteren eine riesige Baustelle, ich bin also gar nicht so alleine wie ich das am Abend der Ankunft vermutet hatte. Das Hafenbecken muss tiefer gelegt werden, weswegen kleinere und größere Sprengungen von Nöten sind, die meine Hütte von Zeit zu Zeit erzittern lassen. Hier ist also ganz schön was los.
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Im Hafenbecken sind zwei Bohrinseln verankert, die finde ich aussehen wie Minarette. Als Neuköllnerin fühle ich mich sofort heimisch.
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39.Tag

13.April2015
Mein Quartier ist zwar kein Museum, kommt aber durchaus wie eines daher. Alles, was aus den 50er und 60er Jahren in Berlevåg nicht mehr gebraucht wird, ist hier versammelt. Geschirr, Möbel, Radios, Telefone, Schreibmaschinen. Kurios. In der Zwischenzeit kenne ich mich auch schon ein bisschen aus und verlaufe mich nicht mehr so oft. Mit Winfried habe ich alle Zimmer, Tische, Sofas ausprobiert und jetzt wo ich alleine bin versuche ich mich auf einige wenige Räume zu konzentrieren, schon allein damit ich nicht immer alles suchen muss.
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40.Tag

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14.April2015
Berlevåg hat eigentlich alles um ein modernes, der Zeit entsprechendes Leben zu gewährleisten. Die nächst größere Stadt ist Vadsø und ist ca. 200 km entfernt. Also ist man autonom hier. Neben den vielen kleinen Wohnhäusern gibt es eine Schule mit Sportplatz, gleich 2 Supermärkte (Konkurrenz muss sein), mehrere Fischfabriken, ein Krankenhaus mit Altersheim, eine Bibliothek, ein Museum, und natürlich auch ein Rathaus. Ich muss an mein Raumbuch denken, wo ich versucht habe in 10 Bänden alle die Gebäudefunktionen zusammenzutragen, die eine Stadt im Wesentlichen ausmachen. Was hier fehlt ist ein Schloss, aber das ist überflüssig, auch in Berlin. Was auch fehlt ist ein Bäckerei, aber das gibt es in ganz Norwegen nicht, vielleicht in Oslo. Dafür gibt es ein Fischgeschäft, ein Geschäft für Haushaltswaren, Spielzeug und Jagdbedarf, einen Baustoffhandel, ein Geschäft für Elektrogeräte, wo man auch Schneescooter kaufen kann, natürlich eine Tankstelle und eine Kirche.
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Mit dem Nacht- und Vergnügungsleben verhält es sich schon etwas schwieriger. Es gibt ein Restaurant, was aber nur tagsüber auf hat, eine Kneipe und 2x in der Woche gibt es einen Film im Samfunnshuset. Anstatt Bahnhof gibt es einen Flughafen und eine Kai für Hurtigruten-Dampfer.
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41.Tag

15.April2015
Das Herz von Berlevåg ist der Hafen. Hier findet die Wertschöpfung statt, denn der Fischgrund vor der Haustüre ist reich. Man kann die Fischkutter meist vom Land aus sehen, sie müssen also nicht weit in die Barentssee hinausfahren. Es wird vor allem Dorsch, Seelachs und Schellfisch gefangen. Besonderheit hier ist die Königskrabbe, ein Ungetüm von einer Größe bis zu 1,50 cm. Ich habe sie noch nie in unseren Fischtheken gesehen (KaDeWe oder so), aber dazu ist sie vielleicht einfach zu groß.
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42.Tag

16.April2015
Kurz nach meiner Ankunft in Berlevåg erhielt ich endlich positive Nachricht für einen Termin im Saatgut-Tresor in Spitzbergen. Dieser wird nur 3x im Jahr geöffnet und ich freue mich, dass ich die Möglichkeit bekomme dort zu fotografieren. Die Reise nach Norden kann also weitergehen. Da die Abflugzeiten in Berlevåg zu ungünstig liegen buche ich meine Flüge ab Kirkenes.
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43.Tag

17.April2015
Heute Abend bin ich mit Anfrid in der Neptun-Bar verabredet, der einzigen Kneipe vor Ort. Der Name ist nicht so originell, aber schlüssig. Wir trinken ein Bier, was hier 69 Kronen kostet, also ca. 8,50 Euro. Später kommt noch Tore dazu, der auch zum Verein der Freunde der Kvitbrakka zählt. Als ich berichte, dass ich nach Spitzbergen will, hat er sofort einen Kontakt für mich parat. Wunderbar, jeder kennt hier jeden, was durchaus von Vorteil sein kann.
Auf dem Rückweg nutze ich die Dunkelheit, die es bald nicht mehr geben wird, zu einem nächtlichen Spaziergang durch die Stadt. In den Fenstern der Wohnhäuser hängen fast überall Lampen, was mir schon im Süden Schwedens aufgefallen ist.
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45.Tag

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19.April2015
Heute starte ich in Richtung Kirkenes. Mein Flug nach Longyearbyen auf Spitzbergen geht früh am Morgen, so dass ich in der Nähe des Flughafens übernachten will. Ich bin ziemlich aufgeregt. Meine erste Nacht alleine im Bully, Spitzbergen und dann Fotografieren bei -18 °C im Saatgut-Tresor, das alles ist neu für mich.
Wieder geht es über die Hochebene und wieder ist alles in Weiß getaucht. Ich genieße die Fahrt bei gutem Wetter und finde in der Nähe des Flughafens einen schönen Platz für die Nacht.
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46.Tag

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Zuerst geht es morgens mit einer kleinen Propellermaschine, in der ca. 40 Personen Platz finden nach Tromsø. Die Stewardess begrüßt die Passagiere, wie wenn sie alle kennt. Nachdem sie ihre Aufgaben erledigt hat, setzt sie sich auf den freien Platz neben mir und hält ein Schwätzchen mit mir. Mich hat sie hier noch nie gesehen.
Ich komme so früh genug in Longyearbyen an, so dass ich gleich meinen ersten Stadtrundgang machen kann. Auf Tageszeiten brauche ich eigentlich nicht mehr zu achten, denn seit gestern geht die Sonne hier nicht mehr unter. Ich befinde mich oberhalb des 78. Breitengrades, was nicht zu übersehen ist. Jeder zweite trägt eine Einkauftüte des hiesigen Supermarkes bei sich, die mich daran erinnert wo ich bin. Ich bin umgeben von einer grandiosen Landschaft. Wo ich auch hinschaue überall Berge. Manche schaue aus wie Maschinen.
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Die Stadt kommt mir vor wie eine Goldgräberstadt. Alles sieht irgendwie provisorisch aus, was wahrscheinlich daran liegt, dass man im Permafrostboden nicht gründen kann. Be- und Entwässerung, sowie die Leitungen für die Heizung verlaufen überirdisch und sind allgegenwärtig. Die gesamte Stadt steht auf Pfählen.
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47.Tag

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21.April2015
Longyearbyen ist nicht groß. Es lässt sich ohne weiteres zu Fuß erkunden. Meine Herberge ist in Nybyen gelegen, eine ehemalige Bergarbeitersiedlung talaufwärts gelegen. Die Erwartung großer Bodenschätze und die Tatsache, dass Spitzbergen noch Niemandsland war haben vor einem guten Jahrhundert die Menschen hierhergezogen. Heute spielt der Bergbau nur noch eine untergeordnete Rolle. Auf Relikte aus der aktiven Zeit stößt man aber auf Schritt und Tritt. Heute sind es vor allem Wissenschaftler, Studenten der Geowissenschaften und Sportler, die es nach Spitzbergen zieht. Die Abenteuerlust ist heute wie damals mit dabei.
Ich fühle mich ein ziemlich fremd hier, da ich weder zur einen noch zur anderen Gruppe gehöre.
Die Insel ist Natur pur. Und jetzt da noch Schnee liegt, ist für jemanden wie mich, der nicht dafür ausgerüstet ist, die Insel komplett unzugänglich. Obendrein sind es die Eisbären, die es nicht zulassen, den Ort ohne Gewehr zu verlassen. Ich fühle mich irgendwie in diesem Longyearbyen gefangen.
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Am Nachmittag treffe ich Eva Grøndal, die ihr Fotostudio in der Svalbard Galleri hat. Sie verwaltet ein riesiges Archiv von Negativen, die sie von ihren Eltern übernommen hat. Ihr Vater war in den 50er Jahren als Bergarbeiter auf die Insel gekommen. Sie erzählt mir eine Menge über das Leben hier. Da sie merkt, dass ich unglücklich bin, nicht aus der Stadt herauszukommen, lädt sie mich für den nächsten Tag auf eine Wanderung ein.

48.Tag

22.April2015
Heute habe ich endlich meinen lange erwarteten Termin im Saatgut-Tresor. Der „Global Seed Vault“ wurde 2008 eingeweiht zur Lagerung von Saatgut aus aller Welt. Spitzbergen ist ein idealer Ort, es herrscht Frieden und es ist kalt. Die Gewölbe im Permafrostboden bieten von sich aus eine Temperatur von -7°C. Geöffnet wird der Tresor nur, wenn neues Saatgut geliefert oder ausgetauscht wird, vorzugsweise in den Wintermonaten. So bekomme ich, wie noch ein paar andere Künstler die Möglichkeit, einen Blick in das Gewölbe zu werfen. Simon Jeppson und Asmund Asdal führen mich durch die Räume und versorgen mich mit großem persönlichem Engagement mit Informationen. Im Grunde sind die Räume unspektakuläre Lagerhallen mit Regalen und Kisten drin, mehr ist das nicht. Die Vorstellung allerdings, dass es sich um Saatgut aus allen Winkeln der Erde handelt, das meist eine sehr lange Geschichte von Anpassung an Böden, Wetterbedingungen, Krankheiten und Schädlinge aufweist, lässt mich die ausdruckslosen Behälter mit Respekt betrachten.
Die Urpflanze finde ich nicht, vielmehr geht es hier um Pflanzen-Diversität. Aber Goethe hat schließlich auf Sizilien die Suche nach der Urpflanze ebenfalls aufgegeben.
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48.Tag

22.April2015
Am Abend komme ich doch noch auf meine Kosten. Wie versprochen nimmt mich Eva auf eine Wanderung zum Kamm des Sarkofagen mit. Das ist der Hausberg, direkt hinter Nybyen gelegen und hat die längliche Form eines Sargs, daher der Name. Rechts und links kriechen die beiden Gletscher Larsbreen und Longyearbreen ins Tal. Es wird also aufregend. Eva rüstet mich noch aus mit einer Gesichtsmaske, denn geht ein schneidender, eisiger Wind, und Spikes. Ohne die geht hier gar nichts. Wir sind eine Gruppe von 12 Frauen, zwei davon bewaffnet, und starten gegen 20Uhr in Windeseile auf dem direkten Weg. Ich komme ganz schön ins schnaufen.
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49.Tag

23.April2015
Heute geht’s zurück nach Kirkenes. Ich habe vor dem Abflug noch Zeit für einen kleinen Einkaufsbummel in Longyearbyen. Was liegt näher, als mich endlich richtig auszurüsten. Ich kaufe also ein dünnes Halstuch aus Merinowolle, die dicken Schals taugen nämlich nichts, wenn man danach die Jacke am Hals nicht mehr richtig schließen kann, ein Paar Handwärmer, die länger als einen halbe Stunde halten, man kann damit auch prima Akkus wärmen, ein Paar Spikes für die Schuhe, nicht die extremen für den Gletscher, sondern eher für den Stadtspaziergang gedacht.
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50.Tag

24.April2015
Bevor ich zurück fahre nach Berlevåg nehme ich mir noch Zeit für einen Rundgang durch Kirkenes.
Zunächst besuche ich das Grenslandmuseet. Die Region wurde durch ihre Lagezwischen Osten und Westen immer wieder durch kriegerische Auseinandersetzungen und Beutezüge geplagt, nicht erst im 2. Weltkrieg. Die Deutschen allerdings haben hier im Norden ganze Arbeit geleistet und auf ihrem Rückzug kein Stein auf dem anderen gelassen. Was nicht zuvor zerbombt wurde, brannte man ab. So gibt es hier an der Barentssee so gut wie keine Stadt, kein Dorf, was alte Bausubstanz aufweist. Das sieht man leider auch in Kirkenes. Es sieht irgendwie ostig aus, was vielleicht auch daran liegt, dass hier alles zweisprachig beschildert ist, norwegisch und russisch. Die Grenze zu Russland liegt keine 20km entfernt. Der regionale Grenzverkehr scheint recht lebendig zu sein.
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Zweiter Aufenthalt in Berlevåg (Teil 2)

 

 

 

 

 

 

 

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10.Mai20154470-berlevag-baustelle 4460-berlevag-baustelle

11.Mai20154492-pflazenspitzen

15.Mai2015

Präsentation meiner bisher entstandenen Arbeiten und Vortrag in der Kvitbrakka, natülich mit obligatorischem kafe og kake.4743-kvitbrakka-ausstellung 4746-kvitbrakka-ausstellung 4750-kvitbrakka-ausstellung 4756-kvitbrakka-ausstellung

16.Mai20154728-berlevag-mole 4738-berlevag-mole

 

25.Mai2015
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24.Mai2015
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23.Mai2015
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22.Mai2015
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21.Mai2015
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20.Mai2015
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19.Mai20155123-berlevag-haeuser5115-berlevag-primel
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18.Mai2015
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Nationalfeiertag in Norwegen

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Heute ist Nationalfeiertag. Das ist in Norwegen ein große Angelegenheit und wird allerorts gefeiert. Am 17.Mai 1814 wurde die norwegische Verfassung eingesetzt. Es ist ein Tag der Bürger, es gibt Umzüge mit Musik und am Ende Kaffee und Kuchen, was alles durch Vereine und Schulen organisiert wird .
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In Berlevåg versammelt man sich an der Turnhalle und pünktlich um 10Uhr geht es los. Hier ist überhaupt alles sehr pünktlich. Erste Station unseres kleinen Zuges ist die Kirche. Die Pastorin spricht ein paar Worte, die ich nicht verstehe, dann gibts eine Schweigeminute und anschließend ein Vaterunser, das ich sofort erkenne. Wahrscheinlich würde ich das in jeder Sprache verstehen.
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Der Zug, bestehend aus Kindern, Blaskapelle, Männergesangsverein und einigen mehr, setzt sich wieder in Bewegung. Der nächste Stop ist am Partisanendenkmal. Auch hier wird wieder gesprochen. 
Nachdem wir dann noch ein drittes Mal angehalten haben und zwar am Helsesentrum, einer Mischung aus Krankenhaus und Altersheim kehren wir zur Turnhalle zurück, wo es dann Kaffee und reichlich Sahnetorten gibt.
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Nach einer 3-stündigen Pause setzt das Programm um 17 Uhr fort mit
einer Reihe Reden, Gesangs- und Tanzeinlagen. Es ist Tradition, dass die Hauptrede des Tages von der Abschlussklasse der hiesigen Schule vorgetragen wird.
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Auch jetzt endet der Nationalfeiertag pünktlich laut Programm um 19 Uhr und es strömen alle auseinander. Wer anschließend noch in der Neptun-Bar hängen bleibt, sehe ich nicht.

83.Tag

26.Mai2015
Heute muss ich endgültig Abschied nehmen von Berlevåg. Am vergangenen Donnerstag bin ich bereits aus der Kvitbrakka ausgezogen, aber habe mich dann noch ein wenig in der Umgbebung herumgedrückt und all das nachgeholt, was ich noch unbedingt machen wollte, wie z.B. die Wanderung auf  das Tanahorn. Insofern war es ein Abschied in Etappen und er fällt mir nicht ganz so schwer. Außerdem freue ich mich auf Winfried, den ich am 29. Mai am Flughafen von Alta wieder in Empfang nehmen will.
Ich starte also morgens von meinem Übernachtungsplatz am
Tanafjord, verabschiede mich noch von Anfrid und Emma und dann gehts los. Am schwersten fällt mir die Fahrt entlang der Küstenstraße, die ich so oft gefahren bin, um Steine zu fotografieren. Da ich in den letzten Wochen erst mal genug Wasser gesehen habe, entschliesse ich mich über das landeinwärts gelegene Karasjok nach Alta zu fahren. Mein Weg führt mich über Finnland, hier gibt es wenig Menschen aber viele Supermärkte, da die Norweger sich hier günstig mit Lebensmitteln und alkoholhaltigen Getränken eindecken. Mein Übernachtungsplatz liegt wieder an den Tanafluss und der Gedanke beruhigt mich, dass das Wasser, das ich hier sehe, in wenigen Stunden, den Fleck passsieren wird, den ich heute morgen so schwermütig verlassen habe.5692-letzte-uebernachtung

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84.Tag

27.Mai2015
Ich fahre nach Karasjok, was neben Kautokeino Zentrum der Samen in Norwegen ist. Hier will ich die Samisk Samling, wo die Geschichte der Samen in Nordnorwegen dokumentiert wird, das Samisk Kunstnersenter, das  Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst ist, und nicht zuletzt das Sámediggi besuchen, was das Parlamentsgebäude aller Samen aus Russland, Finnland, Schweden und Norwegen ist.
Ein länderübrgreifendes Samenparlament wurde erst 1989 eingerichtet und das Gebäude dafür nach dem Entwurf des norwegischen Architekten Stein Halvorsen errichtet.
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Das Parlament tritt 4 mal im Jahr zusammen und kommuniziert englisch, was ich schon ernstaunlich finde. Aber immerhin gibt es 9 samische Sprachen, wovon das nordsamisch am meisten verbreitet ist. Aber wahrscheinlich sprechen gar nicht alle Samen samisch. Um wählen zu dürfen oder gewählt zu werden muss man sich als Same fühlen und mindestens ein Eltern- oder Großelternteil muss Same sein und als Muttersprache samisch sprechen.
Die Temperatur steigt heute auf 17 Grad, was ich gar nicht mehr gewohnt bin. Für mich ist es drückend warm und ich bekomme Kopfweh .

85.Tag

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28.Mai2015
Auf dem Weg nach Alta mache ich noch einmal einen Abstecher an der Küste entlang. Diesen Abschnitt hatte ich schon auf der Fahrt nach Norden als besonders beeindruckend empfunden. Da sich aber vieles sehr ähnelt und die unzähligen Hochebenen und Fjorde in meiner Erinnerung sich nicht mehr eindeutig lokalisieren lassen, fahre ich auf Verdacht. Ob ich das, was ich suche gefunden habe, weiss ich nicht recht, aber ich stoße auf einen geologischen Lehrpfad, der mich begeistert und komme mit unendlich vielen Steinefotos und einigen ausgesuchten Steinen im Gepäck zurück zum Auto.
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86.Tag

29.Mai2015
Gemütlich mache ich mich in Richtung Alta auf. Ich habe viel Zeit, denn Winfried kommt erst am abend mit dem Flieger aus Oslo an. Ich nutze die Zeit, kaufe für ein tolles Menue am Abend ein, putze nochmal ordentlich im Wagen, fahre in die Waschanlage. Das mit dem Autowaschen gelingt mir nicht so richtig, überall finde ich noch Staubreste und Schlieren, die ich noch versuche wegzuwischen, was aber alles noch viel schlimmer macht. Es ist eben doch nicht so einfach, die Spuren von 3 Monaten Fahrt zu entfernen.
Mit meinen Vorbereitungen werde ich pünktlich fertig und bin glücklich Winfried am Flughafen wieder in die Arme zu schließen.
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87.Tag

30.Mai2015
Bei schönstem Sonnenschein, 15 Grad Wärme, an die ich mich so langsam gewöhne, genieße ich Winfrieds Gesellschaft und dass es endlich grün wird. Das hat mir schon ein wenig gefehlt in Berlevåg, bzw. mir war einfach nicht klar, dass es da oben so lange dauern würde bis es endlich grün wird. Viel gibt es eben nicht, was grün werden kann. Alta liegt da schon ein wenig geschützer und  Birken sind Bäume und nicht Bodendecker.
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Wir schauen uns die Felszeichnungen an, die 2000-6500 Jahre alt sein sollen und zum Unesco Kulturerbe erhoben wurden. Sein sollen, denn irgendwie kann ich mir gar nicht recht vorstellen, wie sich die Zeichnungen unter den dortigen Witterungsbedingungen so gut erhalten konnten. Außerdem staune ich, dass man sie weiterhin so im Freien belässt. Bei uns wären längst Häuser drumherum gebaut worden und es gäbe Aufsichtspersonal, was dafür sorgt, dass keiner was dazu malt. Der Holzsteg, der uns durch die Jahrtausende führt ist Tag und Nacht zugänglich und wird von den Bewohnern der angrenzenden Häuser als idealer Laufpfad zur täglichen Fitness genutzt.
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88.Tag

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31.Mai2015
Bevor wir nach Süden starten und die norwegische Fjordlandschaft verlassen, wollen wir uns noch kurz die erst 2013 eröffnete Nordlys Cathedral anschauen. Vieles trägt hier das Präfix Nordlys. Die Stadt selbst nennt sich Nordlysbyen, das hiesige Hallenbad heißt so und eben auch die neue Kirche. Man hat wohl vor nicht allzu langer Zeit das Stadtimage neu gestaltet.
Als wir ankommen sind wir nicht alleine, sondern es strömen die Menschen zum Eingang. Schnell ist klar, dass auch hier heute Konfirmation gefeiert wird. Das Procedere kenne ich schon aus Berlevåg, wo ich schon einen Woche zuvor zur Konfirmation war.
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89.Tag

01.Juni2015
Wir machen uns heute auf dem schnellsten Weg auf nach Kiruna, denn Winfried hat einen gravierenden, einseitigen Abrieb unserer Reifen festgestellt. Es scheint uns besser zu sein nach Schweden zu fahren, da die Preise doert nicht ganz so hoch sind und wir uns außerdem in der EU befinden.
Wir überqueren mehrere Grenzen, zuerst von Norwegen nach Finnland, anschließend nach Schweden. Da wir uns im Schengenraum bewegen, sind die Grenzen kaum zu bemerken.
Viel augenscheinlicher ist hingegen die Kiefern-Fichten-Grenze.
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In Kiruna wird schnell klar, dass wir zwei neue Vorderreifen brauchen und es bis Freitag (heute ist Montag) dauern wird bis sie beschafft sind.

90.Tag

02.Juni2015
Da wir nun wohl oder übel ein paar Tage länger in Kiruna bleiben, haben wir uns eine Cabin gemietet. Wir hatten keine Lust so lange Zeit in der Stadt im Bully zu wohnen. Wir machen es uns erst einmal gemütlich, genießen den Luxus und machen einen ersten Spaziergang durch die nun schneefreien Skigebiete der Grubenstadt Kiruna. Vom Frühjahrsgrün sind wir hier wieder meilenweit entfernt.
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91.Tag

03.Juni2015
Kiruna ist die größte Stadt in Nordschweden, mitten im Land der Samen. Die Stadt lebt durch und mit dem Eisenerz, was hier abgebaut wird. Es heisst, dass es das weltweit größte Erzvorkommen ist, das untertage abgebaut wird. Für uns heisst das natürlich, dass wir unbedingt in die Grube einfahren müssen und zwar geht das mit einem Reisebus.
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Ein 400km langes Straßennetz befindet sich im Berg und wir lassen uns auf Niveau 540m, das liegt ca. 250 m unterhalb der Stadt. Gemessen werden die Niveaus von der Bergspitze des Kirunavaara aus. Diese exisiert aber schon lange nicht mehr, denn sie wurde längst abgebaut.
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Evelina erklärt uns in einem großzügig eingerichteten Visitor Center  die Freuden und Tücken des Erzabbaus. Am Ende dürfen wir uns ein paar Pellets, 1cm große Kugeln, mit nach Hause nehmen.
Täglich verlassen 10-15 Züge mit jeweils 68 Wagons Kiruna in Richtung Narvik. Das ist so viel Eisenerz, dass man 6 Eifeltürme damit bauen könnte. Also nicht nur mit Pellets, Café und Keksen wurden wir im Berg versorgt, sondern auch mit jede Menge Zahlen, die mir jetzt durch den Kopf schwirren.
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92.Tag

04.Juni2015
Die Stadt Kiruna ist zeitgleich mit dem Erzabbau und dem Bau der Eisenbahnlinie nach Narvik entstanden. Sie liegt genau genau zwischen den beiden Erzbergen Luossavaara und Kirunavaara. Zunächst wurde übertage abgebaut und seit den 80ern nur noch untertage. Da sich mittlerweile zeigt, dass das Eisenerz des Kirunavaara viel tiefer abgebaut werden kann als zunächst angenommen, muss die Stadt dem Bergwerk weichen. Vor einigen Jahren hat man daher beschlossen, das betroffene Gebiet, nämlich den Stadtkern, um 5km zu verlegen. Also schaue ich mir das zukünftige Gelände des Stadtzentrums mal an.
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93.Tag

05.Juni2015
Unsere Reifen sind auch heute noch nicht angekommen, was bedeutet, dass wir noch über das Wochenende in Kiruna bleiben müssen. Da uns die luxuriöse Hütte auf dem Campingplatz zu teuer wird, beziehen wir Quartier im Bully am Fuße des Luossavaara.
Die beiden Erzberge sind im Stadtbild Kirunas allgegenwärtig. Der Abbau am Luossavaara ist seit den 80er Jahren beendet. Seitdem wird der Berg als Skigebiet genutzt, was zumindest in der schneefreien Zeit auch nicht sehr vorteilhaft aussieht.6409-kiruna-luossavaara

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94.Tag

Der 6. Juni ist Nationalfeiertag in Schweden, bzw. es ist der Tag der schwedischen Flagge. Er hat hier lange nicht die Bedeutung wie das in Norwegen der Fall ist. Seitdem er vor wenigen Jahren zum arbeitsfreien Tag erklärt wurde, hat die Bedeutung ein wenig zugenommen. In Kiruna kommt zur Feier im Stadhuset eine kleine Schar zusammen, meist Mütter mit Kindern, davon die Hälfte farbige Einwanderer und ältere Leute. Die örtliche Volkstanzgruppe bestehend aus einer Geige, einem Akkordeon und zwei Tanzpaaren führt einen Tanz vor und animiert schließlich alle mitzumachen, was nicht so gut klappt.
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95.Tag

07.Juni2015
Am liebsten wären wir mit der Bahn nach Narvik und wieder zurück gefahren. Da das aber an einem Tag nicht klappt, wählen wir eine kürzere Strecke und steigen in Abisko aus. Im Sommer ist hier das Basislager für Schwedens längsten Wanderweg, den Kungsleden. Wir machen einen kleinen Spaziergang zum Torneträsk und da noch ein wenig Zeit ist bis der Zug zurück fährt, trinken wir einen Kaffee in einen Handcraft Souvenier Shop. Die junge Frau, die wohl die meisten Dinge selbst herstellt und eifrig am Sticken ist, erzäht uns, dass sie in Abisko geboren und aufgewachsen ist. Wir überlegen uns, wie es wohl ist ein ganzes Leben hier zu verbringen.
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96.Tag

08.Juni2015
Skeptisch begeben wir uns wieder zur VW-Werkstatt, wo wir uns schon gut auskennen. Aber siehe da unsere Reifen sind endlich da und wir verbringen guter Laune unseren Tag bei VW.
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Am Abend kanns neubereift weitergehen und wir genießen unsere hellnächtliche Fahrt entlang des Torneälv.

97.Tag

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09.Juni2015
Bei meinem Versuch, das Land vom Fluss aus zu fotografieren, erleide ich Schiffbruch. Winfrieds geliebte mit dickem Filz ausgekleideten Gummistiefel füllen sich mit Wasser, so dass mir die Beine schwer werden. Der anschliessende Trocknungsprozess wird wahrscheinlich viele Tage in Anspruch nehmen.
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98.Tag

10.Juni2015
Entlang von Torne und Kalix Älv arbeiten wir uns Richtung Finnland vor. Ich gnieße das Grün in vollen Zügen. Nicht nur Bäume gibt es wieder, sondern auch grünsatte Wiesen. An den Straßenrändern scheint alles vor Kraft und Wucht zu bersten.
In Finnland verlassen wir den Polarkreis. Auch wenn nun die Sonne in der Nacht nur für kurze Zeit untergeht, bleibt es weiterhin taghell.
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99.Tag

11.Juni2015
In Finnland ist alles anders. Angefangen bei der Sprache. Man kann nichts verstehen und auch nichts lesen oder gar aussprechen. Manche Sprachen bringen es ja fertig, Wörter ganz ohne Vokale zu bilden, so dass man meint, bei der Aussprache, die Zunge zu verschlucken. Die Finnen können Wörter mit so vielen Vokalen machen, dass man schier den Mund nicht mehr zukriegt.
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Wir erreichen Tornio. Das ist der Scheitelpunkt des Bottnischen Meerbusens, wo der Torne Älv mündet. Rechtzeitig zum Beginn der Sommerkonzertreihe, die jeden Donnerstag im Park aufgeführt wird, finden wir uns mit zwei dutzend Anderer vor dem Konzerthäuschen ein. Ein Bläsersextett spielt so traurig, langsam und getragen, dass ich mich in einem Kaurismäki Film versetzt fühle. Einmal schwingt es sich zu einer Polka auf, aber auch hier stelle ich mir eine müde Kapelle am Ende eines Dorffestes vor, wenn keiner mehr zuhört und alle betrunken auf und unter den Tischen liegen.
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100.Tag

12.Juni2015
Wir machen das volle Tornio-Programm. Nach einem Besuch im Schwimmbad, gehts weiter in die Kunsthalle mit Sammlung und einer kuratierten Ausstellung zum Thema Passion. Es sind ganz schöne Arbeiten dabei, aber ein wenig voll ist die Hängung. Ausserdem werden wir gleich beim Betreten des Museums in eine graphische Übung eingebunden und dürfen uns selbst als Künstler erproben. Gleich gegenüber ist das Landesmuseum, für das die Zeit auch noch reicht. 6726-tornio

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101.Tag

13.Juni2015
Von Tornio aus wollen wir uns in Schweden an der Ostseeküste entlang nach Süden hangeln. Unser erstes Ziel ist Luleå. Die Stadt liegt am östlichen Ende der Erzbahn Narvik-Kiruna-Luleå. Hier wird das Erz aus den östlichen Gruben auf Schiffe verladen. Allerdings ist der Hafen für den Handel nicht so bedeutend wie Narvik. Unser Ziel ist allerdings das Kulturens Hus, ein großzügiger Neubau, der Veranstaltungssäle, Bibliothek und Kunsthalle beinhaltet. Zunächst besuchen wir die Kunsthalle, wo heute eine Ausstellung eröffnet wird. Vier zeitgenössiche Künstler stellen aus. Alle sind anwesend und stellen ihre Arbeit in einem Gespräch mit der Kuratorin vor, was uns sehr gut gefällt. Schade, dass wir nichts verstehen.  6745-lulea-kunsthalle

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Ein kurzer Besuch in der Bibliothek muss auch noch sein. Da die Ecke mit Zeitschriften und Tageszeitungen aber derart einladend gestaltet ist, wird der Besuch länger als geplant und draußen wartet eine saftiger Strafzettel am Auto auf uns.

102.Tag

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14.Juni2015
Der Weg an der Küste führt uns weiter nach Umeå. Die Stadt war im letzten Jahr Kulturhauptstadt Europas und hat sich mächtig schick gemacht. Wir besuchen das neue Universitätsareal der Fakultäten Kunst Design und Architektur, wo auch das neue Kunstmusem der Stadt liegt. Wir treffen es gut, auch hier ist heute Eröffnung. Zeitgenössische Kunst aus Vietnam. Es gibt eine Reihe guter Arbeiten, meist politisch.
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Im Musemsshop finde ich ein Buch von Eija-Liisa Athila, die vorwiegend als Videokünstlerin bekannt ist. Mich fasziniert allerdings eine Reihe von Fichten-Zeichnungen.
14. Juni und der Flieder fängt an zu blühen, wahrscheinlich wird auch bald der Rhododendron anfangen. Der Löhwenzahn, der erst vor 3 Tagen ein paar hundert Kilometer nordwärts aufgeblüht ist bildet hier schon bald Pusteblumen.

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103.Tag

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15.Juni2015
Nach einem erneuten Besuch bei VW in Örnsköldsvik wegen einer Fehlermeldung der Motorsteuerung fahren wir unverrichteter Dinge, aber etwas beruhigt zu einem der höchsten Berge der Höga Kusten. Die Ostseeküste ist lange nicht so imposant wie das norwegische Pendant am Atlantik. Die Küste ist recht flach und meistens liegen so viele Schären davor, dass man auch nicht aufs offene Meer blicken kann. So ist die „Hohe Küste“ schon etwas ganz besonderes, schon allein weil es sich um die höchste postglaziale Landhebung handelt. Entgegen vieler Gebiete, die angesichts der globalen Erderwärmung im Wasser zu versinken drohen, erhebt sich Skandinavien noch immer wenige mm pro Jahr aus dem Meer. Da ich endlich wieder ein Blick auf das Meer haben will, steige ich auf die 280m hohe Erhebung.
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Die Küstenlinie ist heiß begehrt. Wenn das Land nicht landwirtschaftlich genutzt ist, dann befinden sich dort private Häuser oder kleine Sommerhütten. Es ist also nicht ganz leicht, eine schöne Übernachtungsstelle zu finden, denn auch wir wollen uns gerne einen Platz am Wasser sichern. Heute haben wir Glück und finden eine kleine Bucht mit Flussmündung und genießen das allabendliche Cockpit-Sitzen mit einem Wein und Fernglas zur Hand. Wir beobachten die Flukünste der Küstenseeschwalben und Möwen. Mittlerweile sind wir schon wieder so weit im Süden, dass es neben den Sturm- und Silbermöwen auch wieder Lachmöwen gibt. Dazu kommen jetzt auch zwei Mittelsägerweibchen. Ganz normale Stockenten tauchen auf und bringen ihre Jungen im Schilf in Sicherheit. Ganz neu für mich waren Prachttaucher, die wirklich fabelhaft aussehen. Ich komme mir vor wie im Theater, wo peu à peu ein neuer Darsteller die Bühne betritt. Zum großen Finale gegen Mitternacht kommt noch ein Pärchen Kanadagänse mit elf Jungen dazu. Mein Weitwinkelobjektiv ermöglicht es leider nicht, das Spektakel festzuhalten. Der einzige Fang war ein stinknormaler Buchfink am Nachmittag.
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104.Tag

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16.Juni2015
Wir erreichen Sundsvall. Es ist die erste Stadt, die mir wirklich wie eine Stadt vorkommt, bzw. meinen Vorstellungen von Stadt entspricht. Bisher war die Bebauung meist niedrig gewesen und es waren nie enge Straßen und Plätze ausgebildet.
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Da wir mal Blick aufs offene Meer haben wollen, suchen wir uns eine kleine Halbinsel ohne vorgelagerte Schären. In einem Fischerdorf finden wir einen Fischverkauf, der schon vorher durch allerhand selbstgemalte Schilder aufgefallen ist. Er entpuppt sich als ein Bootsschuppen mit Selbstbedienung aus Kühlschränken und Gefriertruhen. Wir entscheiden uns für einen geräucherten Fisch namens Sik. Unser Wörterbuch gibt sogar einen Übersetzung her. Ich staune, denn es handelt sich um eine Maräne, die mir biher nur als Süßwasserfisch bekannt war. Aber anscheinend findet man sie auch im salzarmen Wasser des Bottnischen Meerbusens.
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105.Tag

17.Juni2015
Auf unserer Erkundungstour über die Insel, geraten wir mit dem Vorderrad in ein Loch und sitzen auf einem großen Stein auf. Wir versuchen uns zunächst selbst zu retten, Wagenheber, Steine drunter, usw. Aber es hilft nichts, im Gegenteil es wird immer schlimmer und der Stein rutscht immer tiefer unter das Auto. Es bleibt nichts anderes übrig als Hilfe zu holen. Ein Bergungskommando rückt mit zwei Wagenund zwei Mann an. Aber selbst die beiden Profis sind ganz schön gefordert.
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106.Tag

18.Juni2015
Die Wegränder mit ihren unzähligen verschiedenen Pflanzen lassen mich noch immer nicht los und ich kann mich weder satt sehen noch satt fotografieren.

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Am Abend sind wir wieder auf der Suche nach einem tollen Platz mit Meeresblick und finden tatsächlich einen jenseits einer Sulfat-Fabrik, die erbärmlichen Gestank nach Schwefel verbreitet.
Der Wind ist uns hold. Erst wir, dann die Fabrik.
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107.Tag

19.Juni2015
Heute wird in Schweden Midsommar gefeiert, bzw. Midsommarafton. Das Fest ist nach Weihnachten das zweitwichtigste in Schweden und wird immer am dem Freitag und Samstag gefeiert, die dem 21.Juni am nächsten liegen. Eigentlich ist es ein Fest, das mit Familie, Freunden oder Nachbarn gefeiert wird, aber am Freitag beginnt das Fest an vielen Orten öffentlich mit dem gemeinsamen Aufrichten eines geschmückten Baumstammes und dem Tanz um denselben. Neugierig machen wir uns auf die Suche und finden ein kleines Fest im Garten einer Schule für Erwachsenenbildung. Es gibt Kaffee und Kuchen und jede Menge Wettbewerbe wie Seilziehen, Pfeilewerfen, Ratespiele und auch eine Bühne mit Musik. Punkt 15 Uhr ist der Spuk vorbei, die meisten Gäste sind verschwunden und es wird aufgeräumt.
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108.Tag

20.Juni2015
Unser heutiges Ziel ist Uppsala, genauer gesagt der botanische Garten, den Carl von Linné dort anlegte. Pflanzen waren ihm einen Herzensangelegenheit. Seine Beobachtungen führten zur heute noch gültigen Klassifizierung von Pflanzen und ihre Benennung durch eine binäre Nomenklatur. Selbst der pflanzenbegeisterte Goethe war beeindruckt von Linnés Studien.
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Im Museum finden wir einige Zeichnungen, bzw. Skizzen von Linné.
Darunter auch eine Skizze seiner Lieblingsblume, dem Moosglöcken. Nach dieser Vorlage ließ Linné sogar in China ein Teeservice herstellen.
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109.Tag

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21.Juni2015
Linnés Privathaus liegt in der Nähe von Uppsala. Der riesiege Garten ist wunderschön und nicht ganz so wissenschaftlich angelegt wie der Universitätsgarten. Wir machen eine Führung durch Linnés Wohnhaus, das noch immer im Originalzustand erhalten ist. Skurill sind die Räume, die gänzlich mit Zeichnungen von Pflanzen tapeziert sind. Leider darf man dort nicht fotografieren.
Im Garten machen wir uns auf die Suche nach dem Moosglöcken, das ich noch nie gesehen habe. Wir bekomen einen Hinweis, wo es vielleicht zu finden ist. Aber vergebens.
Da uns der Heimweg nach Süden nochmals durch Uppsala führt, suchen wir dort ein zweites Mal den botanischen Garten auf, denn dort soll es das Moosglöckchen geben. Und siehe da, wir finden sogar noch eine Blüte. Allerdings bedarf es einiger Akrobatik, die wenige Millimeter kleine Pflanze zu fotografieren.
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110.Tag

22.Juni2015
Heute treten wir unsere letzte Etappe an, denn morgen früh wird unsere Fähre von Trelleborg nach Sassnitz schon kurz vor acht Uhr starten. Wir lassen es uns nicht nehmen einen kleinen Umweg über Örebro zu machen, um dort nochmals wie auf der Hinreise vor knapp vier Monaten im Wasserturm zu lunchen. Man hat eine wunderbare Aussicht von dort oben und das Essen ist ebenfalls prima. Die Baustelle, die bei unserem ersten Besuch dort gerade eingerichtet wurde, ist nun fast abgeschlossen. Man hat das häßliche Gitter am Rande der Aussichtsterrasse durch Glasscheiben ersetzt.
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